Vereinbaren Sie wenn möglich frühzeitig, bevor eine medizinischerBehandlung mit Haarausfall als mögliche Nebenwirkung stattfindet, ein Erstgespräch.
Unsere Produkte und Dienstleistungen werden von der IV & AHV anerkannt. Gerne unterstützen wir Sie mit entsprechenden Antragsformularen.
1. Warum fallen die Haare aus?
Die Wirkung der Chemotherapie richtet sich vor allem gegen Zellen, die sich in einem bestimmten Rhythmus teilen. Krebszellen und Haarwurzelzellen wachsen und teilen sich ungefähr gleich schnell. Da aber die Chemotherapie Krebszellen und Haarwurzelzellen nicht unterscheiden kann fallen die Haare aus.
2. Wieviele Haare werden Sie verlieren?
Die Chemotherapie hat einen Effekt auf alle Haare des Körpers. Da die Kopfhaare am schnellsten wachsen sind sie jedoch am stärksten von der Chemotherapie betroffen. Dieser Zustand dauert aber nur so lange an, wie die Chemotherapie verabreicht wird.
Das Ausmass des Haarverlustes unter Chemotherapie ist individuell sehr verschieden und reicht vom teilweisen bis zum kompletten Haarausfall. Dies kann auch das Barthaar, die Augenbrauen und Wimpern betreffen, was jedoch selten vorkommt, da die Durchblutung an diesen Stellen des Körpers meistens weniger stark ist.
Eine grosse Rolle spielt vor allem Art und Stärke der Chemotherapie, die Ihnen verabreicht wird. Dabei ist zu erwähnen, dass nicht alle Zytostatika Haarausfall verursachen. Ihr Arzt wird Ihnen mitteilen, ob Sie damit rechnen müssen.
3. Wann werden die Haare ausfallen?
Da jeder Patient auf die Therapie anders reagiert ist es schwierig voraus zu sagen wann der Haarverlust eintritt. Im allgemeinen beginnen die Haare aber zwei bis drei Wochen nach Beginn der Chemotherapie auszufallen. Einige Tage vor dem Haarausfall kann Ihre Kopfhaut besonders empfindlich sein und leicht schmerzen (im Volksmund "Haarwurzelkatarrh").
4. Wann wachsen die Haare wieder nach?
Nach Abschluss der Chemotherapie beginnt das Haar normalerweise wieder zu wachsen. Bis Sie das Haar sehen können dauert es ungefähr 1 Monat. Anschliessend wächst das Haar etwa 1 cm pro Monat. Je nachdem müssen Sie 5-12 Monate rechnen, bis Sie sich wieder wie gewohnt frisieren können.
Es ist zu bemerken, dass sich Haarstruktur und -farbe verändern können. Da alle Haare in der selben Wachstumsphase sind wird Ihnen Ihr Haar sehr dicht erscheinen.
5. Wann sollten Sie mit uns Kontakt aufnehmen?
Es ist wichtig, dass wir Sie vor Therapiebeginn sehen können. Sollte es Ihre Gesundheit nicht zulassen, besuchen wir Sie gerne zu Hause oder im Spital. Zu diesem Zeitpunkt können wir Haarqualität, Haarstruktur, Farbe und Frisur feststellen und Sie somit optimal beraten. Bei der Beratung ist es zudem vorteilhaft, wenn Sie schon zu Beginn eine gewisse Vorstellung der gewünschten Frisur haben, Sie können z.B. ein entsprechendes Bild mitbringen. Mehrere Augen sehen mehr. Nehmen Sie deshalb eine Begleitperson mit, die Ihnen bei der Auswahl helfen kann. So können Sie sich selbst von der Natürlichkeit unserer Produkte überzeugen. Lediglich an Hand von Fotos ist dies oft nicht möglich. Sämtliche Modelle sind in verschiedenen Farben und Längen erhältlich. Eine Langhaarperücke ist jedoch anders aufgebaut als eine Kurzhaarperücke und sollte deshalb nicht kurz geschnitten werden.
Jede Kopfform ist verschieden. Deshalb muss die Perücke ein oder mehrere Male an Ihre Kopfform angepasst werden damit sie perfekt sitzt. Der Stoffteil kann auseinandergeschnitten und verkleinert werden. In vielen Fällen wird die Eishaube angewendet um die Haare zu schonen. Die Perücke kann zu einer Teilperücke umgewandelt werden und zu einem späteren Zeitpunkt, wenn nötig, wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückgebracht werden. Wir sind in der Lage, die Perücke nach Ihren Wünschen abzuändern oder individuell anzupassen, sei es z.B. mit einer farbigen Strähne oder durch einknüpfen einiger grauer Haare. Durch diese Anpassungen gewinnt der Haarersatz an Natürlichkeit.
6. Echte Naturhaar- oder Kunstfaserperücke?
Normalerweise bevorzugen wir Kunstfaserperücken. Die heutigen Fasern fühlen sich an wie echtes Haar und die Perücken sind auch optisch kaum von Echthaar zu unterscheiden. Der grosse Vorteil ist, dass man die Kunstfaserperücke zu Hause waschen und pflegen kann und sie die Form erst nach längerer Zeit verliert. Mittels eines Dampfapparates ist es zudem möglich, der Kunstfaser wieder ihre ursprüngliche Sprungkraft zurück zu geben. Zudem kann bei der Perücke der durchsichtige Teil am Oberkopf (Monofilament) mit der Kunstfaser viel feiner bearbeitet werden, die Ansätze sind kaum sichtbar. Allerdings erträgt die Kunstfaser eine Hitze von 200 Grad Celsius nicht. Deshalb ist beim Gebrauch von Feuerzeugen, bei Öffnen des Backofens sowie bei offenem Feuer Vorsicht geboten.
In gewissen Fällen kann Echthaar farblich jedoch besser angepasst werden. Wenn z.B. nach einer Operation nur wenig Haare fehlen, verwenden wir echtes Haar in der Qualität der Eigenhaare.
Echthaarperücken sind allerdings aus verschiedenen Gründen überholt:
1. Sie sind viel schwerer als Kunstfaserperücken
2. Die Ansätze sind durch die Schuppenschicht des Haares viel dicker und damit unnatürlicher.
3. Mit Echthaaren sind Sie abhängig von Ihrem Coiffeur. Sie können die Perücke wegen der Verfilzung der Haare nicht selber waschen. Ausserdem müssen Echthaare immer wieder in Form gebracht werden.
7. Wie sollen Sie sich verhalten, wenn die Haare ausgehen?
Die Haare können innerhalb von 24 Stunden ausfallen, so dass es fast unmöglich ist einen unbemerkten Übergang zu gewährleisten, wenn die Perücke nicht zum voraus für Sie vorbereitet und reserviert wurde. Wenn Sie den Haarausfall bemerken, melden Sie sich so schnell wie möglich bei uns.
Es ist wichtig, dass Sie Ihr Haar nicht vorher rasieren. Die Erfahrung zeigt, dass fast immer Haarflaum vorhanden ist an welchem die Perücke mit Spezialclips befestigt werden kann. Eine gut angepasste Perücke sitzt allerdings auch ohne Befestigung perfekt auf Ihrem Kopf.
Sollten Sie trotzdem alle Haare verlieren, wird die Perücke mit Doppelklebeband an Ihrer Kopfhaut befestigt, damit sie z.B. an den Kopfstützen im Auto oder im Zug nicht verrutschen kann.
Ein Rasieren der Haare ist auch deshalb nicht empfehlenswert, da das neue Haar normalerweise das alte aus dem Haarfolikel stösst. Da aber das neue Haar nicht nach wächst, bleibt die Wurzel des alten Haares in der Kopfhaut und kann Iritationen hervorrufen.
Damit kein zu grosser Unterschied in der Haarmenge entsteht empfehlen wir, bei Beginn des Haarausfalls die Haare kurz zu schneiden und anschliessend die Perücke provisorisch anzupassen. Wenn Sie lediglich einen Teil der Haare verlieren, Sie jedoch das Gefühl haben, dass Sie zu wenig Haare haben, können wir Ihre Perücke vorübergehend in ein Haarteil umwandeln um die Fülle am Oberkopf zu erhalten.
8. Wie sollen Sie das verbleibende Resthaar und die Kopfhaut während der Therapie behandeln?
Wenn der Haarausfall einsetzt, kämmen und bürsten Sie Ihr Haar richtig durch. Es ist wichtig, dass die ausgefallenen Haare weg gezogen werden, da sie sonst verfilzen können. Wenn Sie Ihre Haare waschen, werden Sie sehr viele davon verlieren. Versichern Sie sich deshalb, dass Ihre Perücke bereit steht.
Waschen Sie Ihr Resthaar und die Kopfhaut mit einem guten milden Shampoo und trocknen Sie mit einem weichen Frottiertuch nach. Die heutigen Perücken sind sehr leicht und luftdurchlässig, so dass fast keine Reaktionen auf der Kopfhaut zu erwarten sind. Sollten sich dennoch eine leichte Rötung oder Juckreiz einstellen, melden Sie sich bei uns. Wir werden eine Lösung finden.
Anfänglich werden Sie die Perücke als einen Fremdkörper empfinden. Deshalb ist es wichtig, sie wie ein Kleidungsstück zu tragen, d.h. dass Sie sie am Morgen anziehen und am Abend entfernen. Die Erfahrung zeigt, Sie die Perücke innerhalb von einigen Tagen nicht mehr stören wird.
Die Perücke dient nicht nur der Ästhetik, sie schützt auch die Kopfhaut vor Schlägen, Kälte, Sonneneinwirkung etc. Als Beilage zur Perücke erhalten Sie einen Turban, den Sie in der Nacht tragen können. Zudem gibt es verschiedene Pflegelotionen die Ihnen der Arzt verschreiben kann.
9. Wie sollen Sie Ihre Perücke pflegen?
Die Pflege einer Kunsthaarperücke ist denkbar einfach und Sie sind dabei nicht auf Ihren Coiffeur angewiesen. Mit der Perücke erhalten Sie ein spezielles Shampoo, Balsam, einen Perückenständer sowie eine Perückenbürste. Um die Luftigkeit der Faser zu erhalten sollte die Perücke einmal pro Woche gewaschen werden. Gehen Sie dabei so vor, als ob Sie einen heiklen Pullover waschen würden. Die Kunstfaser hat die Eigenschaft, sich ohne jegliche Veränderung wieder in die ursprüngliche Form zu legen.
Für 2 Liter handwarmes Wasser benötigen Sie 2 Deckel Shampoo. Legen Sie nun die Perücke ins Wasser und lassen Sie sie ohne jegliche Einwirkung 10 Minuten darin liegen. Danach spülen Sie die Perücke, indem Sie das Wasser im Lavabo 4 bis 5 mal wechseln (nicht unter fliessendem Wasser spülen, da jeder Zug auf die nasse Faser die Perücke streckt).
Wenn das Wasser klar ist, geben Sie 2 Deckel Balsam ins lauwarme Wasser und lassen die Perücke nochmals ca. 10 Minuten darin liegen. Anschliessend legen Sie sie nass auf den Ständer. Die Perücke darf in nassem Zustand nicht frottiert, gekämmt oder gar gebürstet werden. Sie wird in etwa 8 Stunden trocken sein und wieder ihre ursprüngliche Form aufweisen. Sie können die Perücke nun ausbürsten und ihr mit Hairspray oder Gel das gewünschte modische Aussehen verleihen.
Wenn Sie mit Ihrer Kunsthaarperücke in den Regen kommen, lassen Sie sie einfach trocknen, bevor Sie sie mit Kamm und Bürste frisieren.
Es ist wichtig zu wissen, dass Ihre Perücke hitzeempfindlich ist. Offenes Feuer, Feuerzeuge oder der Hitzeschwall beim Öffnen des Backofens können die Faser zum schmelzen bringen, die Perücke wird jedoch nicht brennen.
10. Wer bezahlt Ihre Perücke?
Bei der Perücke handelt es sich um eine ärztlich verschriebene Haarprothese, die auf Grund der vom Arzt angeordneten Chemotherapie, bei Haarwurzelerkrankungen oder nach Kopfoperationen von der Invalidenversicherung, respektive der AHV bezahlt wird. Die Versicherung vergütet einen Höchstbetrag pro Kalenderjahr.
11. Betreuung nach der Therapie
Ungefähr 2 Monate nach der letzten Chemotherapie werden die Haare etwa 1 cm lang sein. In dieser Phase ist es wichtig, die Haare durch das Ausgleichen der Spitzen wieder in Form zu bringen. Sobald die Kopfhaut ganz mit Haaren bedeckt ist können wir die Perücke abändern. Damit Sie keinen Druck mehr verspüren werden die Gummizüge entfernt und die Frisur kann so gewählt werden, dass sich das Eigenhaar mit dem Perückenhaar vermischt.
Für einen optimalen Haarwuchs ist eine gute Blutzirkulation wichtig. Achten Sie deshalb darauf, dass die Kopfhaut während der ganzen Zeit warm gehalten wird und tragen Sie die Perücke den ganzen Tag über.
Hair & Style Coiffure Oberland GmbH
Haupstrasse 39 3806 Bönigen